Der Begriff Feminizid bezeichnet den Mord an Frauen*, weil sie Frauen* sind bzw. von anderen als solche wahrgenommen werden.
Der Begriff Feminizid (im Gegensatz zu den Begriffen Frauenmord oder Femizid) ordnet Tötungsdelikte an Frauen* in einen gesellschaftlichen Zusammenhang ein und sieht sie als Folge von Geschlechterdiskriminierung.
Feminizide stellen Gewalt gegen Frauen* in ihrer extremsten physischen Form dar. Sie stehen dabei im Zusammenhang mit sexistischen Äußerungen, Formen von psychischer Gewalt und anderen alltäglichen Übergriffen auf Frauen*. Jeder sexistische Spruch trägt dazu bei, dass Abwertungen und Übergriffe auf Frauen* normalisiert werden. Es ist eine Form von Gewalt, die dadurch möglich gemacht wird, dass Frauen* als Objekte gesehen werden, über die verfügt werden kann. Frauen* anzugreifen, zu verletzen und zu töten ist eine Äußerung von Macht.
Durch die Verschränkung mit anderen Diskriminierungsformen sind manche Frauen* besonders gefährdet, z.B. Women* of Color, Trans*frauen, Migrantinnen*, Sexarbeiterinnen* und viele mehr.
Gewalt gegenüber Frauen* wird überall und nicht bloß von bestimmten Gruppen von Männern verübt. Patriarchale Gewalt ist nicht eingewandert – im Gegenteil: die aktuellen rassistischen Diskurse verschleiern, dass Gewalt gegen Frauen* ein strukturelles Problem des patriarchalen Gesellschaftssystems ist und in allen Schichten und Milieus verübt wird.
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 135 Frauen* getötet. Das bedeutet, dass jeden dritten Tag bzw. alle 72 Stunden eine Frau* getötet wird. Diese Feminizide werden als Einzelschicksale behandelt und meist als “private Eheprobleme” oder “Beziehungsdramen” verharmlost. Teilweise wird sogar den Betroffenen die Schuld zugewiesen. Die strukturell verankerten und gesellschaftlich bedingten Gründe für Feminizide bleiben dabei unbeachtet.
Die Bedrohung betrifft nicht Einzelne, sondern alle Frauen*, weshalb es strukturelle Veränderungen und gemeinsame Lösungen braucht. Dies zeigen uns zahlreiche Menschen in verschiedenen Ländern, die ihren feministischen Protest gegen Feminizide und ihren Ursachen lautstark auf die Straße tragen und sich gemeinsam organisieren. “Ni Una Menos” und “One Billion Rising” sind nur zwei Beispiele dafür.
Wir schließen uns Ihnen an! Um die Ermordung von weiteren Frauen* zu verhindern, müssen wir aufhören, Feminizide als Einzelfälle zu verharmlosen. Wir müssen die patriarchalen Denkmuster hinter Feminiziden erkennen, thematisieren und beseitigen. Wir müssen uns als Frauen* solidarisieren und gemeinsam lernen, uns selbst zu verteidigen. Der Kampf gegen Feminizide ist der Kampf gegen das Patriarchat.
Aus Trauer wird Wut, aus Wut wird Widerstand!
*Das Sternchen hinter Frauen soll darauf aufmerksam machen, dass es mehr als zwei Geschlechter (Frauen und Männer) gibt. Es schließt auch intersexuelle, transsexuelle, agender, two-spirited people und nicht-binäre Menschen mit ein.